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Neuigkeitenarchiv 2012

Gehirnmechanismen von Lernen und Gedächtnis

17.05.2012
Prof. Dr. Henning Scheich vom Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg brachte dem Publikum bei seinem Gastvortrag „Brain Mechanisms of Learning and Education“ am 15. Mai 2012 bei NEPS in Bamberg die Hirnforschung näher. Themen waren die Verarbeitung von akustischen Informationen und Sprache, die Veränderung von Nervenzellen und Synapsen sowie Lernprozesse.
Foto (v.l.n.r.): Prof. Dr. h.c. Hans-Peter Blossfeld, Dr. Jutta von Maurice, Prof. Dr. Henning Scheich
Foto (v.l.n.r.): Prof. Dr. h.c. Hans-Peter Blossfeld, Dr. Jutta von Maurice, Prof. Dr. Henning Scheich 
„Um die besten Lernanreize bieten zu können, müssen wir zunächst das Gehirn, seine Mechanismen und Funktionsbereiche besser verstehen“, erklärte Prof. Dr. Henning Scheich, Leiter der Abteilung Akustik, Lernen, Sprache am Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg. Prof. Scheich ging deshalb zu Beginn seines Vortrags auf die verschiedenen Bereiche des Gehirns ein, die beim Sprechen, Hören, Generieren und Sehen von Wörtern aktiviert werden. Außerdem erläuterte er, wie sich Nervenzellen ab der Geburt vernetzen, indem Kontaktstellen, d.h. Synapsen gebildet werden. Er erklärte, dass diese im späteren Alter durch Lernen kaum neu gebildet werden, sich jedoch vergrößern und verkleinern können. Entgegen der landläufigen Meinung bauen gesunde Menschen mit zunehmendem Alter wenige Nervenzellen ab; aber Synapsen verkümmern durch Inaktivität.

Lernprozesse bis zur Pubertät führen zur Abspeicherung von Informationen und gleichzeitig zur Strukturierung des noch unfertigen Gehirns im Sinne von später ausbaubaren Fähigkeiten, so Prof. Scheich. Lernprozesse im unfertigen Gehirn erfolgen am effektivsten in definierten sozialen Kontexten wie der Familie oder dem Freundeskreis. Soziale Erfolgserlebnisse sind in Kindheit und Jugend die stärksten Motivationsfaktoren für das Lernen. Motivation hat aber auch später großen Einfluss darauf, ob etwas im Kurzzeitgedächtnis oder im Langzeitgedächtnis gespeichert wird. Hier spielt das Dopamin eine große Rolle. Je mehr Dopamin vorhanden ist, desto schneller und leichter können Lernprozesse absolviert werden. Je besser also die Stimmung ist, in der man lernt, und je motivierter man ist, desto eher werden Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert. Erfolgserlebnisse, sowohl durch unmittelbare Fortschritte wie auch durch Überwindung von anfänglichen Problemen, während des Lernens seien enorm wichtig, so der Mediziner und Zoologe. In der Schule beispielsweise brauche man daher Lehrerinnen und Lehrer, die an ihrem jeweiligen Thema Spaß und Freude haben, die Schülerinnen und Schüler motivieren und Erfolgserlebnisse vermitteln können.