Hans-Peter Blossfeld, Prof., Dr. rer. pol. Dr. h.c., geb. 1954 in München, ist seit September 2012 Professor und Chair of Sociology am European University Institute (EUI) in Florenz (Italien). Seit 2002 ist er Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie I an der Universität Bamberg (dort seit September 2012 beurlaubt). Bis zu seinem Wechsel an das EUI war er an der Universität Bamberg 2003-2012 Leiter des Staatsinstituts für Familienforschung (ifb), 2008-2012 Direktor des Instituts für bildungswissenschaftliche Längsschnittstudien (INBIL) sowie 2006-2008 Gründer dann von 2008-2012 Wissenschaftlicher Leiter (Principal Investigator) des Nationalen Bildungspanels (NEPS). Von 2006 bis 2007 war Blossfeld auch Dekan der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und von 2007 bis 2009 Senator und Mitglied des Hochschulrats der Universität Bamberg.
Blossfeld studierte 1976-1980 Soziologie, Volkswirtschaft, Statistik und Wirtschaftsinformatik an der Universität Regensburg, promovierte 1984 in Wirtschaftswissenschaften (Dr. rer. pol.) an der Universität Mannheim und habilitierte sich 1987 im Fach Soziologie an der Freien Universität in Berlin. 1980-1984 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter beim VASMA-Projekt an der Universität Mannheim und 1984-1992 leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin (dort beurlaubt von 1988-1992). Im Studienjahr 1988-1989 war Blossfeld Fellow am Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities and Social Sciences (NIAS) in Wassenaar bei Den Haag (Niederlande); danach war er 1989-1992 Professor und Chair in Political and Social Sciences am European University Institute in Florenz (Italien), 1992-1998 Professor (C4) und Lehrstuhlinhaber für Statistik und Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Bremen und 1998-2002 Professor (C4) und Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Soziologie, insbesondere Theorie und Empirie von Sozialstrukturen und Wirtschaftssystemen an der Universität Bielefeld.
Blossfeld leitete in den letzten 15 Jahren mehrere sozialwissenschaftliche Großforschungsvorhaben, darunter das Nationale Bildungspanel (NEPS) mit 190 Mitarbeitern, das vom BMBF mit einem Budget von jährlich etwa 23 Mio. Euro ausgestattet ist; das international vergleichende Globalife-Projekt mit 15 Mitarbeitern und einem Budget von 1,5 Mio. Euro, das von der Volkswagen Stiftung unterstützt wurde; das TransEurope-Projekt mit 20 Mitarbeitern, welches mit 1 Mio. Euro von der European Science Foundation (ESF) finanziert wurde; und das eduLIFE-Projekt mit 11 Mitarbeitern, das mit 2,5 Mio. Euro durch das European Research Council (ERC) unterstützt wird. Blossfeld leitet zurzeit zusammen mit Prof. Sabine Weinert (Bamberg) das DFG-Schwerpunktprogramm 1646 „Education as a Lifelong Process“ (Budget 5,5 Mio. Euro) und ist in leitender Funktion bei der DFG-Forschergruppe BiKS (Budget ca. 6 Mio. Euro) sowie den ESF-Netzwerken „Quantitative Methods in the Social Sciences 1 und 2“ (QMSS1 und QMSS2 mit jeweils 1 Mio. Euro). Blossfeld arbeitete in verschiedenen DFG-Sonderforschungsbereichen, so beim Sfb3 an den Universitäten Frankfurt a. M. und Mannheim sowie beim Sfb186 an der Universität Bremen. Schließlich war Blossfeld in den letzten 25 Jahren Leiter einer großen Zahl von Forschungsprojekten im Normalverfahren (mit bis zu 7 Mitarbeitern) finanziert durch die DFG, die ESF, die German-Israeli Foundation (GIF), die Alexander von Humboldt Stiftung (AvH), die National Science Foundation (NSF) in den USA sowie die Europäische Kommission in Brüssel (DG5 und DG12).
Im Jahre 2012 wurde Blossfeld aufgrund seiner Verdienste auf dem Gebiet der Arbeitsmarkt- und Bildungsforschung vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg zum IAB Research Fellow und vom Research Centre for Education and the Labour Market (ROA) an der Maastricht University zum Fellow ernannt. Im Mai 2011 erhielt Blossfeld von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, Sofia, Bulgarien, die Ehrenmedaille am Bande für seine exzellenten Forschungsleistungen und seine Aktivitäten als Leiter bedeutsamer europäisch vergleichender Forschungsprojekte. Im März 2010 wurde Blossfeld für seine herausragenden sozialwissenschaftlichen Beiträge und sein großes interuniversitäres Engagement die Ehrendoktorwürde (Dr. h.c.) der Tallinn University, Estland, verliehen.
Seit 2005 ist Blossfeld gewähltes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften (bis 2008 Deutsche Akademie der Naturforscher – Leopoldina) in der Sektion 25 (Ökonomik und empirische Sozialforschung). Seit 2007 ist er darüber hinaus gewähltes Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Sozialwissenschaftliche Klasse) und seit 2008 gewähltes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Philosophisch-historische Klasse). Seit Februar 2000 ist Blossfeld auch gewählter Fellow der European Academy of Sociology (EAS). 2004-2009 war er gewählter Präsident des European Consortium of Sociological Research (ECSR).
Im Dezember 2010 erhielt Blossfeld vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) einen der sehr angesehenen Advanced Researchers Grants für das Projekt eduLIFE (Preisgeld: 2,5 Mio. Euro). Im März 2007 wurde ihm von der European Commission in Brüssel der „Descartes Prize for Excellence in Scientific Research 2006“ für das Globalife-Project verliehen (Preisgeld: 30.000 Euro). Bereits im Jahr 1991 erhielt Blossfeld den Fritz-Thyssen-Stiftungs-Preis für den besten deutschsprachigen sozialwissenschaftlichen Aufsatz des Zeitschriftenjahrgangs 1990.
Blossfeld war 1990-2012 Editor-in-Chief des „European Sociological Review“ (ESR - Oxford University Press) und 2003-2012 leitender Herausgeber der „Zeitschrift für Familienforschung“ (ZfF - Verlag Barbara Budrich). Seit 1998 ist er Mitherausgeber der „Zeitschrift für Erziehungswissenschaft“ (ZfE - VS Verlag) und seit 2004 Mitherausgeber des Journals „International Sociology“ (IS - Sage). Blossfeld ist darüber hinaus Mitglied des Editorial Boards einer Reihe von Fachzeitschriften wie „Sociological Methodology“ (SM – Sage) (seit 2011), „Studies of Transition States and Societies“ (STSS) (seit 2009), „DRUŠTVENA ISTRAŽIVANJA, Časopis za opća društvena pitanja“ (Journal for General Social Studies) (seit 2010), „The Journal of Sociology and Social Anthroppology“ (JSSA) (seit 2012) und „Revista Sociologia“ (seit 2011). Seit 1998 ist Blossfeld Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der „Zeitschrift für Soziologie“ und seit 2003 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der „Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie“.
Blossfeld ist seit 2002 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München, seit 2012 ist er Mitglied des Advisory Boards für das Research Programme „Educational Systems and Four Functions of Education“ des Amsterdam Centre for Inequality Studies (AMCIS) und der Maastricht University. Seit 2005 ist Blossfeld auch Vorsitzender des Beirats des Absolventenpanels des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF) in München.
Blossfeld hat eine Reihe von ehrenvollen Berufungen abgelehnt: 1989 die Position eines Wissenschaftlichen Leiters (äquivalent zu C4) am Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) in Mannheim; 1989 die Universitätsprofessur (C3) für das Fach "Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung" an der Universität Wuppertal; 1992 die Universitätsprofessur und den Lehrstuhl (C4) für Soziologie mit dem Schwerpunkt Sozialpolitik an der Universität Leipzig; 1996 die Position des Direktors des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg; 1999 die Position eines Professors und Chair of Sociology an der Cornell University, Ithaca, New York, USA; 2001 die Position eines Official Fellows (unbefristete Forschungsprofessur) am Nuffield College der Oxford Universität, Vereinigtes Königreich; 2002 die Ordentliche Universitätsprofessor für Soziologie an der Universität Wien, Österreich; 2002 den Canadian Research Chair in Social Statistics an der Université de Montréal, Québec, Canada; 2003 die Ordentliche Professur (Lehrstuhl) für Bildungssoziologie/Schulforschung an der Universität Bern, Schweiz; und 2008 die Position des Präsidenten von GESIS verbunden mit einer Forschungsprofessur an der Universität Mannheim bzw. an der Universität zu Köln.
Blossfeld lehrte über drei Jahrzehnte als Gastprofessor an vielen renommierten Universitäten und Forschungsinstituten, so zum Beispiel an der Harvard und Cornell University, der University von Haifa und Tel Aviv, den Universitäten in Utrecht, Groningen und Nijmegen, den Universitäten in Southampton, Essex und Oxford, der Universidad Complutense de Madrid und der Universitat Pompeu Fabra in Barcelona, der Università degli Studi di Trento und der Università degli Studi di Torino, den Universitäten Graz und Wien, der Wirtschaftsuniversität in Bergen und der Staatsuniversität in St. Petersburg.
Die fachlichen Schwerpunkte von Blossfeld sind: Allgemeine Soziologie, Bildungssoziologie, Arbeitsmarktforschung, Familiensoziologie, Bevölkerungsforschung, Lebenslaufforschung, Sozialstrukturanalyse, Schichtungs- und Mobilitätsforschung, Globalisierungsforschung, Soziologie des internationalen Vergleichs, Soziologie der Dynamik sozialer Systeme und des sozialen Wandels, Soziologie der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, Statistik (insbesondere Anwendung moderner Längsschnittverfahren) und Methoden der empirischen Sozialforschung (insbesondere die Erhebung von Längsschnitten. Blossfeld hat 35 Bücher und über 240 Artikel veröffentlicht, die etwa 13.000 mal zitiert wurden (H-Index = 49; I10-Index = 138; Google Scholar, Nov. 2012).