Für Longitudinal Large Scale Surveys wie das Nationale Bildungspanel in seiner Konsortialstruktur stellt die Sicherstellung von Konsistenz und Kohärenz der Erhebungsinstrumente eine entscheidende und besonders fordernde Komponente der Qualitätssicherung dar. Ohne Konsistenz und Kohärenz der (Antwort-)Skalen ist der Erfolg des Unterfangens aus drei Richtungen bedroht:
Die modulare Struktur der Erhebungsinstrumente mit darüber hinaus Item-Zulieferungen aus unterschiedlichen Säulen und Etappen lässt sich nur aufrechterhalten, wenn eben diese Zulieferung homogen in ein Erhebungsinstrument integriert werden können.
Durch diese Homogenität wird die Akzeptanz und Verständlichkeit der Befragung bei den Zielpersonen und damit auch die Validität der gesamten Erhebung erhöht. Im Umkehrschluss gilt: Inkonsistente Instrumente (über)fordern unsere Zielpersonen, führen zu erhöhter panel-attrition und bedrohen durch Verständnisprobleme (wie waren nochmal die Antwortvorgaben…) die angestrebte Validität.
Auf Konstrukt-Ebene mag die Vorgabe der im Folgenden kanonisierten Standard-Antwortskalen unter Umständen prima facie die Sinn-Adäquanz in Hinsicht auf die lebensweltliche Ankerung von Extremwerten, Mittelkategorien oder die notwendige Abstufung der Antwortvorgaben bedrohen. Andererseits aber bedroht aber eben eine Vielzahl von unterschiedlichen Antwortvorgaben die Validität auch schon des einzelnen Konstrukts durch Verständnisprobleme, Ermüdungsprozesse und die letztlich nicht ausräumbare Unsicherheit, welche Antwortskala von den Zielpersonen bei der Antwort imaginiert wurde
Weiterhin lässt sich das gesamte Analysepotenzial des Multikohorten-Sequenzdesigns nur dann wirklich ausloten, wenn wir sicherstellen, dass ein Höchstmaß an Konsistenz der Erhebungsinstrumente auch zwischen Etappen/Kohorten gewährleitstet ist. Nur so lassen sich vertikale und horizontale, synchrone und diachrone Vergleiche durchführen; nur so kann gewährleistet werden, dass jenseits der Längsschnittperspektive auf Individualebene auch strukturelle Effekte kausalanalytisch bearbeitet werden können.
Unter anderen auch aus den hier genannten Gründen hat NEPS es sich zur Aufgabe gemacht, die Verwendung von Skalen im NEPS zu standardisieren und zu vereinheitlichen. Auf Grundlage grundsätzlicher Regeln und Bestimmungen zur Formulierung von Skalen, sowie der bisher veröffentlichten SUF‘s1 (SC2, SC3, SC4, SC6) wurden somit Skalenvorgaben fixiert, auf die bei der Entwicklung von Items und Fragebögen zurückgegriffen werden muss.
Die vorliegenden Skalenvorgaben folgen auf einer Farbsystematik, die den meisten aus dem Straßenverkehr geläufig sein dürfte. Im Folgenden wird die Systematik trotzdem kurz erläutert. Die Farbmetrik sieht hierbei neben dem Ampelfarben (grün, gelb und rot) auch weiß hinterlegte als auch grau-weiß gestreifte Skalen vor. Auf den ersten Blick wird so den Entwicklerinnen und Entwicklern von Instrumenten deutlich, wie noch in der Entwicklung befindliche Items und Skalen zu gestalten sind.
Die Erhebungsinstrumente im NEPS bestehen zum einen aus gewachsenen Instrumenten, zum anderen wurden und werden in diese Instrumente Neuentwicklungen integriert. Diese Neuentwicklungen müssen sich an den hier dokumentierten Skalenvorgaben orientieren. Der Längsschnittcharakter von Panelstudien kann allerdings bei den gewachsenen Bestandteilen dieser Erhebungsinstrumente folgendes erforderlich machen: Skalierungen die nicht diesen Vorgaben entsprechen sind in der längsschnittlichen Vergleichbarkeit der Haupterhebung weiterhin einzusetzen. Bei Skalen, die sich bereits im Feld bewähren mussten, aber nicht in der Auflistung enthalten sind, bittet die Abteilung für interne Standardisierung/Skalenprüfung im Skalenprüfungsverfahren um entsprechende Markierung mit Referenz.
Weiterhin sind im NEPS einige standardisierte Listen gebräuchlich, zum Beispiel wenn es um die Staatsangehörigkeit von Befragten und ihren Verwandten geht oder wenn das Bundesland erhoben werden soll. Diese standardisierten Listen finden sich auf dem Bamberger Server. Ferner gibt es eine Vielzahl festgelegter Missing Values, welche im Wiki eingesehen werden können.
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Die Standardisierung von Skalen stellt einen fortlaufenden Prozess dar. Die hier dokumentierten Skalenvorgaben erheben daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Durch die vielfältigen Prozesse im NEPS kann es durchaus vorkommen, dass unter den bisher aufgeführten Skalen eine Skala in Verwendung nicht dokumentiert ist. Eine Aufnahme fehlender Skalen ist daher durchaus möglich und wird nach Rücksprache mit Vertreterinnen und Vertretern der Abteilung Interne Standardisierung (AP0) vorgenommen.
1 Die Skalen aus den Zusatzstudien Thüringen und Baden-Württemberg wurden wegen ihres Querschnittscharakters aufgrund der Regionalstruktur und einer Fokussierung auf landesspezifische Verwaltungsreformen im NEPS nicht beachtet, da keine anschlussfähigen Konzepte abgeleitet werden können.